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Die Römischen Legionen



Kampftaktik und Waffen

Eine römische Legion (lateinisch legio, von legere „lesen“ im Sinne von: „auslesen“, „auswählen“) war ein selbstständig operierender militärischer Großverband, der aus meistens 3.000 bis 6.000 Soldaten schwerer Infanterie und einer kleinen Abteilung Legionsreiterei bestand. Der Erfolg der römischen Legion beruhte auf überlegener Ausrüstung, intensiver Ausbildung, Disziplin im Gefecht aber auch taktischer Flexibilität. Sie bildete damit einen wesentlichen Faktor für die Expansion des römischen Reiches. Die Legionen operierten meistens zusammen mit nichtrömischen Hilfstruppen aus Infanteristen, Berittenen, Bogenschützen und Schleuderern in etwa gleicher Zahl. Diese wurden zunächst von den Bundesgenossen (Socii) gestellt, später in den Provinzen (Auxiliartruppen) rekrutiert, waren nicht Teil der Legion, wurden aber durch diese im Einsatz geführt und unterstützten diese unmittelbar mit ihren spezialisierten Fähigkeiten.


Römische Legionen bestanden vom 6./5. Jahrhundert v. Chr. bis zum frühen 7. Jahrhundert n. Chr. In dieser langen Zeitspanne waren sie erheblichen Wandlungen in Stärke, Zusammensetzung, Ausrüstung und Einsatz unterworfen. In der Frühzeit Roms war “Legion“ die Bezeichnung für das gesamte militärische Aufgebot Roms. Mit dem Wachstum Roms wurden dann zusätzliche Legionen aufgestellt. In den Wirren der Bürgerkriege wuchs die Zahl der Legionen auf etwa 25 mit oft verminderter Größe. In der Kaiserzeit lag die Gesamtzahl dann für lange Zeit bei um die 30 Legionen. Die Legion der klassischen römischen Kaiserzeit wurde durch die Heeresreform des Gaius Marius ab 107 v. Chr. geprägt. Mit dieser Reform setzte sich auch die Wandlung der Legion von einer Wehrpflichtigen-Armee (wenn auch nicht nach heutigen Masstäben) zur Berufsarmee durch. In der Spätzeit des römischen Reiches verloren die Legionen im Vergleich zu Hilfstruppen und vor allem der Reiterei an Bedeutung. Die Legion schrumpfte auf oft unter 1000 Mann, ihre Anzahl wurde dabei aber verdoppelt.

Kampftaktik

Keltische Reiterei beim Angriff

Was das römische Kriegswesen den angrenzenden Völkern (die von ihnen im allgemeinen als Barbaren bezeichnet wurden) so überlegen machte, waren nicht ihre ethischen und Moralischen Grundsätze. Diese befanden sich im Gegenteil in einigen bereichen sogar im Rückstand. Die Überlegenheit der Römer begründete sich in erster Linie auf die Disziplin und Organisation ihrer Legionen. Die Krieger der damaligen Zeit traten als Einzelkämpfer in den Schlachten an. Geschlossene Formationen und Heerhauffen lösten sich oft nach dem ersten Kontakt mit feindlichen Kämpfern in ein wüstes durcheinander und viele Einzelgefechte auf.

 

Im Gegensatz dazu hielten die Römischen Armeen durch eine wohldurchdachte Organisation, von den kleinsten Einheiten bis zu den grössten Legionen, meistens auch im schlimmsten Kampfgetümmel ihre Formationen bei. Als Beispiel ist hier die Struktur einer Zenturie (ca. 80 Mann) abgebildet.




Die Legionäre richten sich an dem quer gestellten Helmkamm des Zenturio, in der Mitte der Formationsspitze, und an den längs gestellten Kämmen der Optios an den beiden Seiten des Rechtecks aus.




Im Kampf selbst benutzten sie den Gladius (römisches Kurzschwert) nicht in erster Linie wie ihre Gegner zum zuschlagen. Sie führten beim Vorrücken im Nahkampf, Körper gegen Körper, gedeckt durch ihre fast mannsgrossen Schilde (Scuta), durch leichtes anheben oder Beiseitebewegen derselben, gezielte Stiche gegen die ungeschützten Gesichter, Arme und Beine ihrer Feinde aus. Um ein verlieren zu verhindern, banden die Legionäre den Griff des  Gladius mit Lederriemen an ihren Handgelenken fest. Ermüdete ein Legionär oder wurde er verwundet, löste ihn ein Kamerad aus der zweiten Reihe ab.




Reenactorgruppe bei der Demomstration einer Schildkröte

Ihren Höhepunkt erreichte diese Kampftechnik in der Formation der so genannten Schildkröte. Hierbei formierten sich 25 Legionäre mit Ihren Schildern zu einer Art Menschlichem Kampfpanzer zusammen. Eine Zenturie ergab auf diese Weise meistens (je nach Mannschaftsbestand) drei Schildkrötenformationen. Schildkröten konnten feindliche Einheiten ohne grossen Widerstand aufbrechen und bei optimalem eigenen Schutz vorrücken. Sofern die Befehlshaber der Legionen wie beispielsweise Varus in Kalkriese (9 n. Chr.) nicht gravierende taktische Fehler begingen, hatten die feindlichen Völker dieser vorrückenden und stechenden Mauer aus Menschenleibern und Eisen nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen.

                                                                                                                                                    

Der langsame Niedergang des römischen Reiches von ca. 250 bis 476 nach Christus hatte viele Gründe. Neben Seuchen und verheerenden Militärischen Niederlagen gegen Ende des Imperiums (Die Verluste an gut ausgebildeten Legionären konnten nicht mehr ersetzt werden), war ein weiterer, dass die notwendige Härte, Disziplin und auch Brutalität für eine solche geschlossene Nahkampftechnik in Formation nicht mehr aufrechterhalten werden konnte. Man könnte in diesem Bereich sogar von einer langsamen Erosion und Degeneration der Moral und Kampfkraft der Legionäre sprechen.


Römischer Soldat der Nordprovinzen 175 n. Chr. Mit Spatha (längeres Schwert) anstelle des Gladius

Diese Entwicklung spiegelt sich beispielsweise in der Veränderung der Bewaffnung, insbesondere der Schwerter nieder. Der Gladius, die Hauptwaffe der Legionäre, (mit einer für Stiche geeigneten sich langsam verjüngenden Spitze) die in verschiedenen, abgewandelten Formen von den Anfangszeiten der Republik um 400 vor Christus bis zum Beginn des dritten Jahrhunderts nach Christus fast 700 Jahre im Gebrauch war.
Danach wurde aus dieser extremen Nahkampfwaffe ein immer längeres Schwert ohne eine ausgeprägte Spitze, mit dem man den Gegner auf eine grössere Distanz (ein bis zwei Meter) bekämpfen konnte. Diese Anpassung an die Kampfweise der Gegner war einer von vielen Gründen für das Ende der Überlegenheit der Römischen Legionen.

                                                                                                                               

Waffen der Legionäre




Der Gladius

Zu den Angriffswaffen der Legionäre gehörte vorrangig das Kurzschwert (gladius). In der Regel wog es je nach Typ zwischen 1,2 und 1,9 kg. Die Länge betrug zwischen 70 bis 78 cm und die Klingenbreite betrug zwischen 5,0 bis 8,7 cm (je Verjüngung).


Der Gladius war die ideale Nahkampfwaffe in engen Infanterieformationen, wie die Römer sie verwendeten. Im dichten Kampfgetümmel der Infanterie, die sowohl durch ihre enge Geschlossenheit als auch den Massendruck der nachdrängenden Glieder wirkte und nach vorn durch die großen Schilde (Scuta) geschützt war, wirkte sich die geringe Länge des Schwertes positiv aus und verschaffte dem Legionär trotz der drangvollen Enge einen Vorteil. Er konnte auch im dichtesten Kampfgewühl seine Waffe noch gebrauchen (vor allem stechend), ohne seine Deckung fallen zu lassen, während Besitzer längerer Schwerter diese unter diesen Bedingungen kaum einsetzen konnten. Dabei eignete sich der Gladius sowohl zum Hieb als auch zum Stich; die blattförmige Klinge des Mainz-Typus besaß mit bis zu 1.9 Kg ein beträchtliches Gewicht und richtete bei ungeschützten Gegnern verheerenden Schaden an. 


Adlerträger (Aquilifer) mit Gladius. Legio X Equestris Britannien 55 v. Chr.

Funde von Opfern römischer Legionäre, die bei der Erstürmung von Maiden Castle in Britannien gefallen waren, illustrieren das ziemlich deutlich – mehrere aufgefundene Schädel sind durch Gladiushiebe schwer verletzt. Diese Kampftechnik trug ganz wesentlich zur Überlegenheit der römischen Legionen in großen regulären Gefechten bei; allerdings war das kurze Schwert im Einzelnahkampf außerhalb der geschlossenen Formation weniger vorteilhaft, was wohl ein Grund dafür ist, warum die längere Spatha (die schon zuvor von der römischen Reiterei benutzt worden war) im Verlauf des 3. und 4. Jahrhunderts, als der Kleinkrieg an den Grenzen an Bedeutung zunahm und traditionelle Feldschlachten in diesen Regionen seltener geworden waren, an Bedeutung gewann.

 

Der römische Wurfspeer (Pilium)




Der Wurfspeer (Pilium) war so konstruiert, dass man ihn nicht herausziehen konnte (weicher Eisenschaft der sich beim Aufprall verbog). Wenn das Pilium (ca. 2kg schwer und 210 cm lang) mit der oftmals pyramidenförmigen Spitze einen Schild durchschlug, konnte es nicht mehr herausgezogen werden. Der Feind hatte nur mehr die Möglichkeit den Schild abzulegen, da das Pilium im Schild jede Abwehrbewegung ausserordentlich erschwerte. Auch ein Versuch ,das Pilium abzuschlagen war nicht ohne weiteres erfolgreich, da der lange Klingenschaft aus Eisen bestand.

Piliumspitze Grabungsfund aus Kempten



Quellverzeichniss:

- Marcus Junkelmann, Die Legionen des Augustus

- Peter Conolly, Die Römische Armee

- Wikipedia, Onlinelexikon